SHIFT GmbH

SHIFT GmbH: Kreislaufwirtschaft dank modularer Smartphones

Case Study
Titel
SHIFT GmbH: Kreislaufwirtschaft dank modularer Smartphones
Unternehmen & Organisation
SHIFT GmbH
Kategorie
KMU
Themenbereich
Umwelt (Environment)
Anvisierte SDGs
8, 9, 12, 13
Jahr
2022
Die durchschnittliche Nutzungsdauer eines Smartphones beträgt im Schnitt nur rund zwei Jahre. Dabei ist die Herstellung aufgrund des hohen Ressourcenkonsums sowie die Entsorgung mit ökologischen Problemen verbunden. Die SHIFT GmbH versucht durch modular aufgebaute Smartphones der globalen Problematik eines zu hohen Ressourcenverbrauchs entgegenzuwirken.

 

Ausgangssituation

Smartphones haben ein eher kurzes Leben. Über 80 Prozent der Smartphone-Nutzer*innen verwenden ihr Handy nur rund zwei Jahre – danach gibt es ein neues. Das alte Gerät landet zumeist in der Schublade oder wird entsorgt. Die immer kürzer werdende Nutzungsdauer von Elektrogeräten sorgt weltweit für mehrere Millionen Tonnen Elektromüll und nur ein kleiner Teil davon wird recycelt. Auf globalen Elektroschrott-Deponien werden Rohstoffe wie Kupfer und Blei mit einfachen Mitteln, bspw. durch Feuer, von marginalisierten Bevölkerungsgruppen isoliert – mit teils gravierenden Auswirkungen auf die Gesundheit der Sammler sowie auf unsere Umwelt. Des Weiteren räumt diese rudimentäre Trennung von Stoffen nicht allen Materialien den (ökonomischen) Stellenwert ein, die diese bei der Produktion von Elektrogeräten haben bzw. hätten. Denn der Abbau und die Produktion neuer Materialien aus der Natur, statt der Nutzung bereits bereinigter und verbauter Stoffe, bedeutet einen enormen energetischen Mehraufwand.

Die begrenzte Verfügbarkeit von Ressourcen, die teils als Inputs für wichtige Bestandteile heutiger Smartphones und elektronischer Geräte genutzt werden -beispielsweise von Konfliktmineralien wie Gold oder Palladium- steht einer zunehmenden Nachfrage gegenüber. Die Entsorgung von wertvollen Inputstoffen ist daher nicht nur ökologisch und menschenrechtlich, sondern auch ökonomisch falsch. Dabei bietet ein umweltgerechtes, hochwertiges Produktmodell nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft enorme Chancen für Umwelt sowie Wirtschaft.

Die SHIFT GmbH will gegen die enorme Ressourcenverschwendung vorgehen und entwickelt Geräte, die einfach zu reparieren und nachzurüsten sind und somit länger nutzbar bleiben. Am Lebensende der Handys bemüht sich SHIFT um den Wiedereintritt der Sekundärstoffe als Rohstoffe für Neugeräte.

Zielsetzung & Umsetzungsansatz

SHIFT möchte Geräte im Smartphone-Markt etablieren, die nicht nur leistungsstark, sondern besonders ressourcenschonend sind. Im Vordergrund steht hierbei eine möglichst lange Nutzungsdauer, das bereits im Designkonzept ansetzt.

Ihre Smartphones – „SHIFTPHONES“ genannt – haben einen modularen Aufbau. Das heißt, sie bestehen aus verschiedenen Modulen, die sich leicht auseinandernehmen lassen.

Dazu werden die Geräte im Gegensatz zu herkömmlichen Smartphones nicht verklebt, sondern mit kleinen Schrauben einheitlicher Größe verschraubt. Lediglich der interne Speicher und der Arbeitsspeicher (RAM) sind aus Performance- und Platzgründen auf dem Mainboard fest verlötet. Durch den modularen Aufbau können defekte Teile des Smartphones einfach ausgetauscht werden. Auch technische Komponenten wie Kameras lassen sich ausbauen und beispielsweise durch neuere und leistungsstärkere Versionen ersetzen. Das Konzept der SHIFTPHONES sieht vor, dass die Nutzer*innen selbst Reparaturen an den Geräten vornehmen können. Dazu liegt jedem Smartphone ein Torx-Schraubendreher bei, mit dem sich die Geräte öffnen lassen. Die Gewährleistung bleibt daher erhalten, wenn die Nutzer*innen ihre Geräte zur Reparatur aufschrauben. Die passenden Module sind über den Online-Shop von SHIFT erhältlich. Anleitungen und Hilfestellung wie die SHIFTPHONES repariert werden können, erhalten die Kund*innen unter anderem über den YouTube-Kanal von SHIFT, im eigenen SHIFT-Wiki oder auch über das Benutzer-Forum. Wer sein Gerät nicht selbst reparieren möchte, kann das Smartphone auch in die eigene Werkstatt von SHIFT zur kostengünstigen Reparatur senden. Um den Effekt insgesamt auf eine nachhaltige Umgestaltung der Wirtschaft zu vergrößern, hat SHIFT diese Bauweise nicht patentiert. So können auch andere Hersteller dieses Konzept aufgreifen und auf ihre Geräte anwenden.

Ein zentrales Element der Kreislaufwirtschaft ist eine verbesserte Rücknahme(logistik) alter Geräte. SHIFT hat daher verschiedene Instrumente etabliert, die einen höheren Rücklauf der Geräte und somit eine verbesserte Sammlung, Verwertung und Wiederverkauf von Altgeräten sowie deren Bestandteile ermöglichen: Für jedes Smartphone erhebt SHIFT einen Gerätepfand, den die Kund*innen bei Rückgabe zurückerhalten. SHIFT bietet darüber hinaus eine Hardware-Upgrade-Option an, mit der Kund*innen auf ein anderes SHIFTPHONE umsteigen können. Bei Rückgabe des alten Gerätes erhalten sie Sonderkonditionen. Neben der Kund*innenbindung werden Nutzer*innen dazu animiert mit ihren Geräten sorgsam umzugehen und Altgeräte zurückzugeben, statt diese zu entsorgen. Im Falle eines Rückkaufs wird außerdem der aktuelle Gegenwert des Smartphones erstattet. Die eingesandten SHIFTPHONES werden entweder aufbereitet und als Second-Life-Geräte weiterverwendet oder – falls dies nicht mehr möglich ist – in ihre Einzelteile zerlegt. Die noch funktionierenden Module verwendet SHIFT dann für die Reparatur anderer Geräte. Defekte Einzelteile wiederum werden sortenrein gesammelt, recycelt oder fachgerecht entsorgt. In diesem Prozess entstehen beispielsweise neue Bumperhüllen und Kabel aus alten Vorprodukten. Das lohnt sich nicht nur für SHIFT sondern auch Kund*innen ökonomisch: Ein längerer Lebenszyklus und die Langlebigkeit des Produktes reduziert zunächst die Notwendigkeit von Konsument*innen eines Neukaufs von Elektrogeräten. In der Produktion hingegen werden Kosten für neue Rohstoffe und Materialien, Energie sowie Arbeit gespart.

Ergebnis

Im Ergebnis ist das SHIFTPHONE ein gelungener Ansatz der effektiven Ressourcennutzung und implementiert die zentralen Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, bekannt als „4 R’s“ (Refuse, Reduce, Reuse, Recycle), auf dem Smartphonemarkt.

Vermeiden: Um Smartphone-Neukäufe durch defekte Einzelteile zu vermeiden, ermöglicht das modulare Design der SHIFTPHONES einfache, schnelle und kostengünstige Reparaturen. Nicht nur finanziell, sondern auch aus ökobilanzieller Sicht ist dies gegenüber einem Neukauf vorteilhaft. Durch die explizite Nicht-Patentierung animiert SHIFT andere Smartphonehersteller dieses Konzept aufzugreifen.

Reduzieren: Potenzieller Elektroschrott wird auch durch ein reduziertes Design minimiert. SHIFT produziert beispielswiese standardisierte Ersatzteile für eine universelle Nutzung über ein Modell hinaus und bemüht sich auch bei Neuentwicklungen die Kompatibilität von Komponenten mit bestehenden Geräten zu ermöglichen. Dadurch entsteht eine schlanke Lieferkette.

Wiederverwenden: Verschiedene Instrumente der Rücknahmelogistik ermöglichen der Firma, funktionierende Altgeräte und/oder Einzelbestandteile zurückzubekommen, aufzubereiten und diese auf einem eigenen Zweitmarkt zu verkaufen oder zur Reparatur von Geräten zu verwenden.

Recyceln: Die etablierte Rücknahmelogistik ermöglicht eine höhere Quote an sachgemäßem Recycling der Alt-Geräte. Außerdem lassen sich durch das modulare Design Baustoffe und Einzelteile leichter voneinander trennen und wieder gezielt in Stoffkreisläufe einführen.

Als Erweiterung dieser 4 Prinzipien beschreibt SHIFT  13 „SHIFT cycles“  für einen wertschätzenden und nachhaltigen Umgang mit mobilen Endgeräten. Der Ansatz von SHIFT ermöglicht Ressourcen zu sparen und Elektroschrott zu verringern.

Quellen, Links und weiterführende Infos

Weitere Case Studies

Vorige
Nächste

Abonnieren Sie unseren Newsletter