Tchibo GmbH

Tchibo: Dialog als Schlüssel zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen in Produktionsstätten

Case Study
Titel
Tchibo: Dialog als Schlüssel zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen in Produktionsstätten
Unternehmen & Organisation
Tchibo GmbH
Kategorie
Unternehmen
Themenbereich
Social, Lieferkette
Anvisierte SDGs
5, 8, 10
Jahr
2022
Sozialer Dialog ist unabdingbar für die nachhaltige Verbesserung von Arbeitsbedingungen. Aufbauend auf dieser Überzeugung setzt der deutsche Einzelhändler Tchibo in seinen Non-Food-Lieferketten gemeinsam mit seinen Zulieferern das umfassende „Worldwide Enhancement of Social Equality Programm“ (WE Programm) um.

Ausgangssituation

Tchibo stellt seit Langem die Arbeitsbedingungen in seinen Lieferketten in den Unternehmensfokus. Einen wichtigen Wendepunkt für das Unternehmen stellte eine Demonstration der Clean Clothes Campaign wegen Verstößen in bangladeschischen Fabriken vor dem Hamburger Stammhaus im Jahr 2005 dar: Durch darauffolgende Besuche von Tchibo vor Ort wurde klar, dass seine Audits allein nicht reichen, um die Bedingungen in den Produktionsstätten nachhaltig zu verbessern. Dafür braucht es das Engagement und die direkte Einbindung der Arbeiter:innen und ihrer Vertretungen vor Ort – der Grundstein für die Entwicklung des WE Programms war gelegt.

Zielsetzung und Umsetzungsansatz

Das WE Programm erkennt an, dass tatsächlicher und langfristiger Fortschritt für gute Arbeitsbedingungen und die Achtung von Menschenrechten nicht durch Verpflichtungen und Kontrolle erreicht werden kann, sondern nur wenn alle Beteiligten eingebunden werden. Mittlerweile umfasst es neben Bangladesch auch Fabriken in China, Kambodscha, Indien, Pakistan, der Türkei und Vietnam, die für Tchibo u.a. Bekleidung, Haushaltswaren oder Möbel produzieren.

Das Programm setzt einen besonderen Fokus auf die Förderung von Dialog zwischen Beschäftigten, ihren Vertretungen sowie Manager:innen. Er wird als Mittel genutzt, um Herausforderungen am Arbeitsplatz zu identifizieren und gemeinschaftlich Lösungen zu entwickeln. Tchibo und Teams lokaler WE Facilitator:innen schneiden die Aktivitäten des Programms auf den jeweiligen Landeskontext zu. IndustriALL Global Union – ein globaler Gewerkschaftsdachverband, der Arbeitnehmende unter anderem in den verarbeitenden Industrien vertritt – berät Tchibo zudem zur Frage, wie Gewerkschaftsrechte im Rahmen des Programms gestärkt werden können.

Beginnt eine neue Fabrik das WE Programm, werden zunächst ihre konkreten Herausforderungen in Bezug auf Löhne und Arbeitszeiten, Diskriminierung und sexuelle Belästigung, Vereinigungsfreiheit, Arbeitsschutz sowie Kinder- und Zwangsarbeit von Arbeitnehmer:innen, Arbeitnehmervertreter:innen sowie Manager:innen gemeinsam identifiziert, diskutiert und priorisiert. In einem mehrjährigen, von den lokalen WE-Teams moderierten Prozess arbeiten die Beteiligten daran, die Ursachen dieser Herausforderungen zu erkennen und Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln. Dies geschieht mithilfe innovativer Dialogansätze, weswegen das WE Programm vor Ort nicht von Trainer:innen, sondern von Facilitator:innen umgesetzt wird. Die Rechteinhaber:innen in den Fabriken werden so ermächtigt, die Verantwortung für die Bedingungen an ihrem Arbeitsplatz langfristig selbst zu übernehmen.

Ergebnisse

Die Durchsetzung der Menschenrechte und sozialer Standards in globalen Wertschöpfungsketten ist eine komplexe Aufgabe. Tchibo stellt sich dieser Herausforderung: Mit seinem dialogbasierten Ansatz leistet Tchibo einen wesentlichen Beitrag dazu, die Arbeitsbedingungen in den Zulieferfabriken dauerhaft zu verbessern und die Arbeiterrechte zu stärken. Das WE Programm hat insgesamt bereits über 424 Fabriken und über 320.000 Beschäftigte erreicht. Allein 2020 nahmen 4.200 Beschäftigte und Manager:innen an Aktivitäten des Programms teil. Aktuell sind 90 Zulieferbetriebe von Tchibo Teil des WE (Stand: Ende 2020). Auch wenn die erzielten Verbesserungen nicht immer messbar sind (Tchibo identifiziert die systematische Wirkungsmessung als eine der Herausforderungen des Programms), so wird in Form einer offeneren Gesprächskultur, effektiveren Kommunikationsmethoden und verbesserten Arbeitsbedingungen in teilnehmenden Fabriken doch an vielen Stellen Fortschritt sichtbar.

Weitere Informationen 

  • Tchibo Menschenrechtsbericht 2021
  • WE - Der Mensch im Mittelpunkt (Webseite Tchibo)

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