Haas & Co. Magnettechnik GmbH

Haas & Co.: Wie ein KMU sich für Menschenrechte in seiner globalen Lieferkette einsetzt

Case Study
Titel
Haas & Co.: Wie ein KMU sich für Menschenrechte in seiner globalen Lieferkette einsetzt
Unternehmen & Organisation
Haas & Co. Magnettechnik GmbH
Kategorie
KMU
Themenbereich
Social, Lieferkette
Anvisierte SDGs
8, 12, 17
Jahr
2022
Der Abbau von seltenen Erden wie Neodym ist oft mit menschenrechtlichen und ökologischen Risiken verbunden. Auch das deutsche Familienunternehmen Haas & Co. Magnettechnik stellte Handlungsbedarf bei seinen Lieferanten fest – und sorgte mit einem pragmatischen Ansatz für Verbesserungen. Das Beispiel des Mittelständlers zeigt, dass auch kleine Unternehmen Einfluss auf ihre globalen Lieferketten nehmen können.

Ausgangssituation

Dass Menschenrechte in der Lieferkette auch für Haas & Co. ein Thema sind, wurde Geschäftsführer Christopher Haas richtig klar, als das mittelständische Unternehmen für einen Kunden einen Nachhaltigkeitsaudit absolvieren musste.

Die Herausforderung: Viele der von Haas & Co. produzierten Magnete, die zum Beispiel in Smartphones, Elektroautos oder Windkraftanlagen eingesetzt werden, benötigen unter anderem das seltene Erdenmetall Neodym. Dieses wird, wie 90 Prozent aller seltenen Erden, in China gefördert und verarbeitet. Arbeits- und Umweltschutz sind dort aber nicht immer gewährleistet. Beim Abbau von Neodym verwenden Arbeitende Säuren, um den Rohstoff aus dem Gestein zu waschen. Das setzt radioaktives Thorium frei, was die Umwelt und die Arbeitenden, die oft keine ausreichende Schutzkleidung tragen, belastet. Auch bei der Weiterverarbeitung des Rohstoffs in Fabriken vor Ort sind die Arbeitsbedingungen nicht immer angemessen.

Das macht sich manchmal auch bei der Qualität der Produkte bemerkbar. So hatte ein chinesischer Zulieferer von Haas & Co. zeitweise mit Fluktuationsraten von bis zu 40 Prozent zu kämpfen. Der Grund: Rund um das chinesische Neujahresfest kehren Wanderarbeitende oft gar nicht zu ihrer alten Arbeitsstelle zurück und suchen sich eine neue Anstellung mit besseren Bedingungen. Hieraus entstanden messbare Qualitätsprobleme der importierten Waren und erhöhte Kosten für Reklamationen und Neuproduktionen.

Zielsetzung und Umsetzungsansatz

Haas & Co. musste also Herausforderungen angehen, die selbst für große Unternehmen mitunter schwer lösbar sind. Da eine komplett risikofreie Lieferkette kaum realisierbar ist, wollte der Mittelständler gezielt dort Bewusstsein schaffen und Bedingungen verbessern, wo das Unternehmen Einfluss hat.

So identifizierte Haas & Co. zunächst mithilfe eines Mappings die wichtigsten menschenrechtlichen Risiken im Zusammenhang mit seiner Geschäftstätigkeit. Die Informationen bestätigten, dass die größten Herausforderungen im Bereich der Lieferkette liegen. Gegenüber seinen direkten Lieferanten hat Haas & Co. die Achtung der Menschenrechte in den Einkaufsbedingungen festgeschrieben. Durch regelmäßige Besuche prüft der Mittelständler, ob die Anforderungen eingehalten werden. Dabei sucht Haas & Co. auch immer wieder den direkten Austausch mit den Geschäftspartner:innen und wirbt für die positiven Auswirkungen, die angemessene Arbeitsbedingungen nicht nur für die Belegschaft, sondern auch die Betriebe selbst haben.

Im Falle der Fabrik, die mit hoher Fluktuation zu kämpfen hatte, wurden beispielsweise verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsschutzes umgesetzt. So baute der Lieferant etwa Notschalter in Maschinen ein und setzte die Unterkünfte der Wanderarbeiter:innen instand.

Um Transparenz gegenüber Kunden zu schaffen, spricht Haas & Co. zudem proaktiv an, wo (noch) keine Verbesserungen möglich sind. Hierdurch erhofft sich der Mittelständler entlang der gesamten Wertschöpfungskette das Bewusstsein für Menschenrechtsthemen zu schärfen, um so langfristig und partnerschaftlich auf Verbesserungen hinzuwirken.

Im Webinar „Menschenrechtliche Sorgfalt Teil III – Maßnahmen und Wirksamkeitskontrolle“ erklärt Christopher Haas, wie Haas Magnettechnik verantwortlich wirtschaftet und die menschenrechtliche Sorgfaltspflicht entlang der Lieferkette sichert (ab Minute 38:00).

Ergebnisse

Die Umsetzung der Maßnahmen hat verschiedene positive Auswirkungen für das Unternehmen: So wird Haas & Co. zum einen seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht. Zum anderen profitiert der Mittelständler finanziell langfristig durch die Gewinnung von Neukunden, denen soziale Nachhaltigkeit und Menschenrechte – nicht zuletzt auch angesichts steigender regulatorischer Anforderungen – wichtig sind. Auf die Fachkräftegewinnung wirkt sich die Nachhaltigkeitsstategie ebenfalls positiv aus. Denn immer mehr Arbeitnehmer:innen wünschen sich bei ihrem Arbeitgeber einen Fokus auf Werte und Nachhaltigkeit.

Und auch bei dem chinesischen Lieferanten zeigten sich dank der umgesetzten Maßnahmen schnell Verbesserungen. Die Fluktuation konnte auf rund zehn Prozent gesenkt werden. Außerdem stiegen Produktivität und Produktqualität, was Kosten reduziert.

Das Beispiel von Haas & Co. zeigt also: Auch kleinere Unternehmen, die nicht über die Einflussmöglichkeiten und Kapazitäten größerer Akteure verfügen, können einen Beitrag zu nachhaltigeren Lieferketten leisten. 

Weitere Informationen

Weitere Case Studies

Vorige
Nächste

Abonnieren Sie unseren Newsletter