Heidelberg Materials

Heidelberg Materials: Biodiversität als Erfolgsfaktor

Case Study
Titel
Heidelberg Materials: Biodiversität als Erfolgsfaktor
Unternehmen & Organisation
Heidelberg Materials
Kategorie
Unternehmen
Themenbereich
Umwelt (Environment)
Anvisierte SDGs
15
Jahr
2023
Für das Baustoffunternehmen Heidelberg Materials AG ist langfristiger Unternehmenserfolg eng mit einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt verbunden. Eine nachhaltige Landnutzung und der Artenschutz in den Abbaustätten sind dabei von besonderer Bedeutung. Zu dessen Förderung hat das Unternehmen konkrete Ziele, Managementpläne und Maßnahmen entwickelt, die es gemeinsam mit Partnern aus der Industrie, dem Umweltschutz und den Gemeinden umsetzt.

 

Ausgangssituation

Biodiversität umfasst die genetische Vielfalt, die Vielfalt der Arten und der Ökosysteme. Durch den Einfluss des Menschen, seine Lebens- und Wirtschaftsweise, wird diese Vielfalt, darunter der Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen, zunehmend und teilweise unwiederbringlich verändert und zerstört. Nach Schätzungen des UN-Weltbiodiversitätsrates (IPBES) könnten etwa eine Million lebende Arten in den nächsten Jahrzehnten aussterben, wenn die wirtschaftlichen Aktivitäten den Erhalt der Biodiversität nicht als eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung berücksichtigen (1). Biodiversität trägt bspw. nachweislich entscheidend zur Bewältigung globaler Herausforderungen – wie des Klimawandels oder der Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung – bei.

Mit der Agenda 2030 und den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen hat es sich die Weltgemeinschaft deshalb unter SDG 15 zur Aufgabe gemacht, dem Biodiversitätsverlust entgegenzuwirken. Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist auch in der EU-Biodiversitätsstrategie, zu der unter anderem das vom EU-Parlament befürwortete Renaturierungsgesetz zählt, und Deutschlands Nachhaltigkeitsstrategie sowie der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt verankert. Diese beziehen sich ihrerseits wiederum auf das UN-Übereinkommen über die biologische Vielfalt von 1992. Die Umsetzung erfordert Maßnahmen über alle Wirtschaftszweige hinweg, vor allem in der Industrie, der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft und der Fischerei. Diese Sektoren sind existenziell von der Biodiversität abhängig und haben gleichzeitig einen großen Einfluss auf sie. 

Immer mehr Unternehmen sind sich ihrer Verantwortung für den Verlust und den Erhalt der Biodiversität bewusst. Neben der gesellschaftlichen Verpflichtung bietet Biodiversitätsschutz auch ökonomische Chancen für Unternehmen, wie etwa Kostenvorteile durch frühzeitige Anpassung an neue und zukünftige Rahmenbedingungen, Verbesserung der Reputation durch weitsichtigen Umgang mit neuen Herausforderungen oder die Chance, sich mit einem positiven Image in der Öffentlichkeit zu positionieren.  

Heidelberg Materials (vormals HeidelbergCement), eines der größten Baustoffunternehmen der Welt und in Deutschland Marktführer bei Zement und Transportbeton sowie führend bei Sand und Kies, kann ein langjähriges Management im Bereich der Biodiversität vorweisen: Einerseits bedeutet der Rohstoffabbau in den Steinbrüchen, Sand- und Kiesgruben einen massiven Eingriff in die Natur und kann die existierende Artenvielfalt gefährden. Andererseits können Abbaustätten zum Beispiel durch den nährstoffarmen Untergrund oder die besondere Topografie auch eine Vielfalt an besonderen Habitaten bieten und somit seltenen Arten wie bedrohten Vögeln oder Wildbienen als Rückzugsort dienen. 

Zielsetzung  

Heidelberg Materials bekennt sich seit mehr als zwanzig Jahren zu Umwelt- und Artenschutz und hat den Artenschutz und die nachhaltige Landnutzung in seiner Nachhaltigkeitsstrategie verankert. Das Unternehmen hat sich verpflichtet, auf das globale Ziel einer naturpositiven Welt bis 2030 hinzuarbeiten, in der der Verlust der biologischen Vielfalt gestoppt und umgekehrt wird. Hierzu hat das Unternehmen unter anderem eine interne Richtlinie zur biologischen Vielfalt mit sieben Kernmaßnahmen veröffentlicht. Außerdem ist in Heidelberg Materials „Sustainability Commitments 2030“, den Eckpfeilern der Nachhaltigkeitsstrategie, festgelegt, bis 2030 an 100 % der aktiven Abbaustätten des Unternehmens jeweils 15 % der Fläche der Natur vorzubehalten. Besondere Aufmerksamkeit gilt hierbei jenen Standorten, die innerhalb von einem Kilometer eines Gebiets mit anerkannt hohem Biodiversitätswert (2) liegen. Für diese Standorte plant Heidelberg Materials bis 2025 für 100 % der Steinbrüche und bis 2030 für 100 % der Standorte, an denen kein Abbau stattfindet, Biodiversitätsmanagementpläne zu implementieren. Das Ziel ist, dass bei diesen Standorten nach dem Abbau biologisch wertvollere und vielfältigere Lebensräume für Flora und Fauna entstehen als zuvor. 

Umsetzungsansatz 

Um diese Ziele zu erreichen, beabsichtigt Heidelberg Materials mit dem Biodiversitätsmanagement schon vor Beginn der Rohstoffförderung anzusetzen. Das Unternehmen führt regelmäßig Studien durch, um die Biodiversitätswerte der Abbaustätten neu zu erfassen. Für Stätten mit hohen Biodiversitätswerten werden laut Unternehmensangaben bereits vor dem Abbaustadium Ziele und Pläne für die Wiederherstellung und biodiversitätsfördernde Folgenutzung der Stätten festgelegt. Generell wird eine Genehmigung zum Abbau in der Regel erst nach entsprechenden Umweltverträglichkeitsprüfungen erteilt. 

Ein weiterer Stützpunkt des Biodiversitätsmanagements sind verschiedene für das Unternehmen wertvolle Kooperationen. So pflegt Heidelberg Materials unter anderem langjährige Partnerschaften mit Bird Life International, dem NABU und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern, um von deren Fachwissen und Expertise bezüglich des Naturschutzes zu profitieren. Darüber hinaus bestehen Kooperationen mit Universitäten, Behörden und Standortgemeinden. Als Mitgründer und Mitglied der Initiative „Biodiversity in Good Company“ bekennt sich das Unternehmen nicht nur öffentlich dem Artenschutz, sondern profitiert auch von Austauschmöglichkeiten mit anderen Unternehmen, die sich dem Biodiversitätsschutz verpflichtet haben. 

Um die Öffentlichkeit in die Förderung des Artenschutzes in Abbaustätten miteinzubeziehen und den Kenntnisstand zu möglichen Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität in Abbaustätten zu erweitern, hat Heidelberg Materials 2012 einen internationalen Forschungswettbewerb ins Leben gerufen: den Quarry Life Award. Neben dem Ziel, über die Bedeutung der Biodiversität zu informieren, bietet der Wettbewerb auch Anreize, um die Biodiversität zu erforschen, Lösungen für dessen Schutz zu finden und Best Practices zu teilen. Teilnehmen können Forschende, Studierende und alle, die die Natur schätzen und Projekte entwickeln möchten, die den Artenschutz in Heidelberg Materials Kiesgruben und Steinbrüchen, das Wissen darüber und das Verständnis dafür fördern. 

Ergebnisse

In den letzten Jahren konnte Heidelberg Materials Erfolge beim betrieblichen Biodiversitätsmanagement verzeichnen. So verfügten 2022 51 Prozent der Abbaustätten, die in der Nähe eines Gebiets mit hohem Biodiversitätswert liegen über einen Biodiversitätsplan und für 92% der Abbaustätten wurde ein Folgenutzungsplan festgelegt. Dank der Zusammenarbeit mit verschiedenen Kooperationspartnern und durch den Wissensinput des Quarry Life Awards konnte eine Vielzahl an erfolgreichen Maßnahmen für den Biodiversitätsschutz aufgezeigt und implementiert werden. So wurden seit Beginn der Zusammenarbeit mit Bird Life International bereits mehr als 40 gemeinsame Projekte umgesetzt und 370 Projekte nahmen während der letzten vier Quarry Life Adwards an den Forschungsphasen teil. 

Insgesamt zeigt Heidelberg Materials auf, wie einige Auswirkungen des Rohstoffabbaus auf die Artenvielfalt mitigiert werden können und ein positiver Impact verfolgt werden kann. Des Weiteren erlaubt das vorausschauende Biodiversitätsmanagement Heidelberg Materials, neben einer verbesserten Reputation durch unternehmerisches Engagement, sich frühzeitig an neue Regulatorien wie beispielsweise die EU-Taxonomie oder das vom EU-Parlament unterstützte EU-Renaturierungsgesetz anzupassen. Laut eigenen Angaben hat Heidelberg Materials als erstes deutsches Unternehmen der Baustoffbranche entsprechende Richtlinien und Standards zum Schutz und zur Förderung der Biodiversität eingeführt. Dass sich der Einsatz für die Artenvielfalt lohnt, zeigt sich unter anderem an den selten gewordenen Pflanzen- und Tierarten, die Zuflucht in den Steinbrüchen von Heidelberg Materials gefunden haben. So wurden zum Beispiel bedrohte Arten wie der Schwarzbrauen-Mausdrossling in Indonesien oder der Schwalbensittich in Australien dabei beobachtet, wie sie die Maßnahmen zur Förderung der biologischen Vielfalt annehmen und mit dem Abbau koexistieren. 

(1) IPBES. (2019, 5. Mai). Media Release: Nature’s Dangerous Decline ‘Unprecedented’; Species Extinction Rates ‘Accelerating’. https://ipbes.net/news/Media-Release-Global-Assessment (aufgerufen am 07.12.2022).  
(2) Gemäß der GRI 304-1 Definition: Gebiet, das keinem gesetzlichen Schutz unterliegt, aber von einer Reihe von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen für wichtige Merkmale der biologischen Vielfalt anerkannt wird. 
Siehe GRI. (2016). BIODIVERSITY (304). https://www.globalreporting.org/standards/media/1011/gri-304-biodiversity-2016.pdf
 

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