Faber-Castell Gruppe

Nachhaltige Waldwirtschaft zum Schutz der Biodiversität und des Klimas

Case Study
Titel
Nachhaltige Waldwirtschaft zum Schutz der Biodiversität und des Klimas
Unternehmen & Organisation
Faber-Castell Gruppe
Kategorie
Unternehmen
Themenbereich
Umwelt (Environment)
Anvisierte SDGs
13, 15
Jahr
2023
Faber-Castell ist der weltweit größte Hersteller von Bunt- und Bleistiften. Ein großer Teil des Stiftesortiments ist holzgefasst, ein hoher Ressourcenbedarf an Holz die logische Folge. Wie lässt sich diese Nachfrage nach Holz nachhaltig bedienen? Faber-Castell macht es vor: Zertifizierter Anbau, konsequenter Artenschutz und Aufforstung sind Teil der Lösung.

Ausgangssituation

Holz ist eine der wichtigsten Ressourcen für den Menschen: Es ist ein erneuerbares, vielseitig nutzbares und reichlich vorhandenes Material. Darüber hinaus spielt Holz eine vitale Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf, da Bäume CO2 speichern und somit die Auswirkungen des Klimawandels abschwächen. Während auch der deutsche Wald zunehmend unter den Effekten der Klimakrise leidet, sind in den Jahren zwischen 2000 und 2020 weltweit 100 Millionen Hektar Wald zerstört worden. Dies hat auch verheerende Auswirkungen auf die Artenvielfalt, da der Lebensraum vieler Pflanzen- und Tierarten immer weiter eingeschränkt wird.

Neben ihrem eigenen Wert Teil des Planeten und der natürlichen Vielfalt zu sein, erbringt die globale Biodiversität essenzielle Ökosystemleistungen wie die Reinigung von Luft und Wasser oder die Aufrechterhaltung planetarer Kreisläufe. Sie trägt zur Widerstandsfähigkeit der Umwelt bei und hilft, das Gleichgewicht der Ökosysteme sicherzustellen. Auch in einem wirtschaftlichen Sinne ist der Mensch auf die Biodiversität angewiesen: So stellt sie die Grundlage für Lebensmittel, Medikamente und Rohstoffe – u.a. Holz.

Faber-Castell produziert rund zwei Milliarden Blei- und Farbstifte pro Jahr; läge man diese Stifte aneinander, ergäbe sich eine Strecke, die zehn Mal um den Äquator reicht. Somit trägt das Unternehmen eine besondere Verantwortung, seinen Holzbedarf klima- und biodiversitätsverträglich zu decken. Dafür werden die circa 10.000 Hektar unternehmenseigene Wälder zu einem bedeutenden Teil forstwirtschaftlich genutzt. Die Umwelt hierbei nicht nur zu nutzen, sondern gleichzeitig zu schützen, ist eine Herausforderung, der sich das Unternehmen vielseitig angenommen hat.

Standorte der Faber-Castell Gruppe

Zielsetzung und Umsetzungsansatz

Eine Zielsetzung von Faber-Castell ist die Minderung des unternehmensweiten CO2-Fußabdrucks um 55% bis 2029/30 im Vergleich zum Bezugsjahr 2019/20. Hierzu tragen auch die unternehmenseigenen Forste bei, die vor knapp vier Jahrzehnten gepflanzt wurden. Durch die Umwandlung von CO2 in Biomasse entlasten die Bäume die Atmosphäre und sichern gleichzeitig nachhaltig den Holzbedarf von Faber-Castell. Um den klimaschützenden Faktor der wirtschaftlich genutzten Wälder langfristig zu erhalten und die zukünftige Holzversorgung zu gewährleisten, werden weiterhin rund 300.000 Setzlinge jährlich gepflanzt. Es entstehen dabei Wälder, in denen verschiedene Generationen an Bäumen nebeneinander existieren. Während ihrer Wachstumsphase (ca. 20-23 Jahre) speichern die Bäume CO2 aus der Luft. Danach werden sie kontrolliert gefällt und weiterverarbeitet.

2/3 des 10.000 Hektar umfassenden Forstes in Prata (Minas Gerais, Südosten Brasiliens) bestehen aus “Pinus caribaea hondurensis”, der karibischen Kiefer. Diese Art ist besonders gut an tropische und subtropische Klimabedingungen angepasst: Bis zu sechs Monate strenger Dürre können Bäume dieser Varietät aushalten. Die Gefahr von Waldbränden ist in solchen Trockenperioden besonders hoch; Feuerschneisen, Wachtürme, eine eigene Feuerwehr sowie ein Sensibilisierungsprogramm für Anwohnende sind Teil der Prävention bei Faber-Castell. Das sind wichtige Maßnahmen, denn Brände setzen weltweit jährlich acht Milliarden Tonnen CO2 frei - Tendenz steigend. Neben den dramatischen Auswirkungen auf das Weltklima gehen bei Waldbränden Nähr- und Rohstoffe verloren, Ökosysteme werden zerstört und Artenvielfalt vernichtet.

Der Schutz und Erhalt der Biodiversität spielt eine wichtige Rolle im Faber-Castell Forstbetrieb. Ein Drittel der Wälder in Prata (ca. 3.000 Hektar) ist naturbelassen und steht unter Schutz. Hierdurch hat sich insbesondere dieser Teil des Waldes zu einem Biotop für heimische und seltene Tier- und Pflanzenarten entwickelt. Seit 2001 sorgen die Programme “Animalis” und “Arboris” dafür, den firmeneigenen Wald als Rückzugsort für die heimische Artenvielfalt zu etablieren. Hierzu kontrollieren Wissenschaftler*innen regelmäßig die Besiedelung und Verbreitung der vielfältigen Tier- und Pflanzenarten auf dem gesamten Areal. Zusätzlich wurden 40.000 einheimische Bäume gepflanzt, darunter 467 native Arten aus 29 verschiedenen Baumfamilien. Weiterhin ermöglicht das Programm “Aqua”, frühzeitige Maßnahmen gegen mögliche Wasserkontaminationen zu ergreifen, während das Projekt “Soils” die Bodengegebenheiten des Waldes kartografiert und Erosionsprozessen entgegenwirkt.

Auch außerhalb der Wälder in Brasilien engagiert sich der Schreibwarenhersteller für den Erhalt der Biodiversität: So war Faber-Castell mit dem WWF Malaysia eine Kooperation eingegangen, die einen Teil der Verkaufserlöse aus einem gesonderten und nachhaltigen Stifte-Set direkt in die Naturschutz- und Bildungsarbeit des WWF gab. Denn als eines von 17 “Megadiversitäts-Ländern” ist Malaysia für die weltweite Artenvielfalt von besonderer Bedeutung.

Ergebnisse

Der Einsatz für einen unternehmenseigenen, nachhaltig betriebenen Wald zahlt sich aus: Der Forst in Prata bindet laut einer Studie des TÜV Rheinland circa 900.000 Tonnen CO2. Diese gebundenen Emissionen kompensieren den jährlich durch TÜV berechneten klimarelevanten CO2-Fußabdruck sämtlicher Produktionsstätten von Faber-Castell. Durch die beständige Aufforstung wachsen zudem jede Stunde ca. 20m3 Holz in den Wäldern des Unternehmens nach, was in etwa einer LKW-Ladung entspräche. Dies ermöglicht es, 86% des weltweiten Holzbedarf des Unternehmens durch Ressourcen aus dem eigenen Wald decken zu können.Für die Produktion der holzgefassten Stifte werden bei Faber-Castell ausschließlich FSC®- oder PEFC-zertifizierte Hölzer verwendet. Prinzip 6 des Standards des “Forest Stewardship Council” betrifft die Gewährleistung der Schutzfunktion des Waldes sowie der Biodiversität.

Bei der Artenvielfalt konnten positive Entwicklungen in den Faber-Castell-Wäldern verzeichnet werden. Mehr als 722 heimische Tierarten finden inzwischen Lebensraum im geschützten Teil des Forstes – im Jahr 1992 waren es noch 172. Beispiele für hier heimisch gewordene Arten sind der Ara, der Mähnenwolf, der große Ameisenbär oder der Weißohr-Faulvogel. Die Artenvielfalt im Forst setzt sich aus 272 Vogel-, 261 Ameisen-, 79 Säugetier-, 40 Fisch-, 38 Amphibien- und 32 Reptilienarten zusammen. 50 dieser Arten sind andernorts bedroht.  Das Projekt “Arboris” dokumentiert auch eine stetige Zunahme der Pflanzenvielfalt auf der Gesamtheit des 10.000 Hektar Areals. Weiterhin lässt sich mit dem Projekt “Aqua” nachweisen, dass der Wasserfluss in den Gebieten des Unternehmens im Vergleich zu anderen, landwirtschaftlich genutzten Flächen ohne einheimische Vegetation in der Region größer ist.

Das Beispiel von Faber-Castell zeigt: Arten- und Klimaschutz funktionieren am besten zusammen.

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