Schwarz Gruppe

Schwarz Gruppe: Gemeinsam erarbeitete Plastikstrategie entlang der Wertschöpfungskette zum Ausbau einer Circular Economy

Case Study
Titel
Schwarz Gruppe: Gemeinsam erarbeitete Plastikstrategie entlang der Wertschöpfungskette zum Ausbau einer Circular Economy
Unternehmen & Organisation
Schwarz Gruppe
Kategorie
Unternehmen
Themenbereich
Umwelt (Environment)
Anvisierte SDGs
12
Jahr
2024
Um einen Beitrag zur Transformation in Richtung der zirkulären Wirtschaft zu leisten und Ressourcen zu schonen, haben die Unternehmen der Schwarz Gruppe gemeinsam die unternehmensweite Plastikstrategie REset Plastic erarbeitet. Die verschiedenen Unternehmenssparten arbeiten eng zusammen, um den Einsatz von Neuplastik entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren.

 

Ausgangssituation

Die Circular Economy (dt. zirkuläre Wirtschaft) zielt darauf ab, den Wert von Produkten, Materialien und Ressourcen so lange wie möglich zu erhalten. Das heißt, statt Rohstoffe nach dem Lebensende eines Produktes zu entsorgen, sollen sie in den Produktkreislauf zurückgeführt werden. Dadurch soll gleichzeitig die Abfallerzeugung minimiert werden. Trotz langjähriger Aktionspläne ist die EU bei der Umstellung auf eine Circular Economy laut eines Sonderberichts des Europäischen Rechnungshofs jedoch stark in Verzug.

Unternehmen sind deshalb mehr denn je gefragt, ihre Geschäftsmodelle und -tätigkeit in Richtung Zirkularität zu transformieren. Für Unternehmen lohnt sich ressourceneffizientes Handeln hierbei nicht nur aufgrund der Reduktion möglicher Umweltauswirkungen, sondern auch aufgrund steigender Preise von Rohstoffen und Ressourcen. Wachsende regulatorische Anforderungen die den Übergang zu einer treibhausgas- und ressourcenärmeren Wirtschaftsweise fördern sollen (z.B. EU CSRD) erhöhen zudem transitorische Risiken für Unternehmen.   

Als Europas größte Handelsgruppe verfügen die Unternehmen der Schwarz Gruppe über einen besonders großen Umsetzungshebel, da sie den gesamten Wertschöpfungskreis abdecken. Ihre damit einhergehende Verantwortung nehmen sie ernst und möchten gemeinsam zum Ausbau einer funktionierenden Circular Economy beitragen. Wie werden die Unternehmen der Schwarz Gruppe dieser Verantwortung gerecht und wie profitieren sie von diesem Einsatz?

Zielsetzung und Umsetzungsansatz

Im Rahmen der gemeinsam erarbeiteten Nachhaltigkeitsstrategie haben die Unternehmen der Schwarz Gruppe den Ausbau von Kreislaufsystemen als eines ihrer vier Fokusthemen definiert. Mit dem Beitritt zur Ellen MacArthur Foundation (EMF) und durch die Unterzeichnung des Global Commitments der New Plastic Economy im Jahr 2018 haben sich die Unternehmen der Schwarz Gruppe verpflichtet, die globalen Ziele zur Förderung der Circular Economy im Bereich Plastik zu verfolgen. Dafür entwickeln sie sowohl im europäischen und internationalen Kontext als auch auf nationaler Ebene gemeinsam mit allen beteiligten Unternehmen, der Politik, NGOs, Initiativen sowie lokalen Organisationen neue auf den jeweiligen Markt zugeschnittene Strategien und Lösungen. Ziel ist es, eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe zu fördern.

REset Plastic

Die 2018 ins Leben gerufene REset-Plastic-Strategie berücksichtigt die Besonderheit der Unternehmen der Schwarz Gruppe, die den gesamten Wertstoffkreislauf von der Produktion (Schwarz Produktion) über den Handel (Lidl, Kaufland) bis hin zur Entsorgung und Recycling (PreZero) in einer Hand vereinen kann. Das Ziel der Strategie ist, die Sammlung, Sortierung und Wiederverwertung von Kunststoffen zu optimieren, um den Gebrauch von Neuplastik so weit wie möglich zu reduzieren.

Für die Reduktion des Plastikverbrauchs setzen die Unternehmen der Schwarz Gruppe an unterschiedlichen Hebeln an:

Ein Hebel ist die Recyclingfähigkeit. So sollen, zum Beispiel, 100 Prozent der Verpackungen von Eigenmarken bis 2025 maximal recyclingfähig gestaltet werden. Zudem wollen die Unternehmen durch den Einsatz von durchschnittlich 25 Prozent Rezyklat in ihren Eigenmarkenverpackungen Neuplastik einsparen. Das ursprüngliche Ziel 20 Prozent weniger Plastik bis 2025 (im Vergleich zu 2017) bei Eigenmarkenverpackungen und Transporthilfen zu verwenden, wurde bereits frühzeitig erfüllt und daher wurde das Ziel im Jahr 2023 weiter angehoben: Laut eigenen Angaben, werden die Unternehmen der Schwarz Gruppe spartenübergreifend bis 2025 30 Prozent und bis 2027 35 Prozent weniger Plastik in den Eigenmarkenverpackungen von Lidl und Kaufland verwenden (im Vergleich zum Basisjahr 2017).

Um dieses Ziel zu erreichen, optimieren die Unternehmen der Schwarz Gruppe ihre Verpackungen durch Änderungen im Design. Das ist ein weiterer Hebel, da die Umweltauswirkungen eines Produktes zu etwa 80% durch seine Gestaltung bestimmt werden. (1) Hierfür analysieren die Einkaufsabteilungen das Sortiment der Lidl- und Kaufland-Eigenmarkenverpackungen und prüfen, wie Verpackungen anhand eines internen Leitfadens zur nachhaltigen Verpackungsoptimierung umgestaltet werden können. Dieser „Styleguide Plastikstrategie“ enthält konkrete Vorgaben und Anforderungen an Ressourcennutzung und Recyclingfähigkeit ab dem Design von Verpackungen (z.B. reine Wertstoffe und weniger Materialverbunde). Er wird von Lidl und Kaufland in allen Ländergesellschaften verwendet und ist für Einkäufer und Eigenmarkenlieferanten zugänglich.

Durch ihre Einweg-„Kreislaufflasche“ haben die Schwarz Produktion und die Handelssparten Lidl und Kaufland einen eigenen Wertstoffkreislauf für PET-Flaschen geschaffen. Die Einweg-PET-Flaschen, die in den Pfandautomaten von Lidl und Kaufland abgegeben werden, werden durch die Schwarz Produktion zu neuen Flaschen verarbeitet. Als Ergebnis bestehen laut der Lidl-Website alle Flaschenkörper der Mineralwassermarke Saskia sowie über 60 weitere Artikel der Eigenmarken Saskia, Freeway und Solevita, die von der Schwarz Produktion für Deutschland hergestellt werden, zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial. Um diese „Kreislaufflaschen“ herzustellen, werden die in Lidls und Kauflands Pfandautomaten abgegebene PET-Flaschen zusammengepresst, in Recyclingwerken der Schwarz Produktion zu Regranulat umgewandelt, bevor sie in den Kunststoffwerken zu Flaschenrohlingen verarbeitet werden. Diese werden erst in regionalen Abfüllwerken auf Originalgröße aufgeblasen und befüllt, bevor sie in Lidl-Filialen wieder verkauft werden. Dank mehreren Abfüllwerken und dem Aufbau neuer Recycling- und Kunststoffstandorte ließen sich zusätzlich Transportwege verkürzen. (2)

Durch aktive Mitarbeiterbefähigung wird auch an internen Hebeln angesetzt. So hat beispielsweise PreZero das interne Konzept „Wertstoffe wertschätzen“ entwickelt, um das Bewusstsein bei Kollegen der Unternehmen der Schwarz Gruppe zu erhöhen. Durch ein intuitives Entsorgungssystem soll nicht nur der Restmüll auf ein Minimum reduziert werden, sondern zeitgleich die interne Recyclingquote der Filialen, Logistikzentren und Verwaltungsstandorten gesteigert werden.

Darüber hinaus beschäftigen sich die Unternehmen der Schwarz Gruppe mit der Beseitigung, Sammlung und Wiederverwertung bereits in der Umwelt befindlicher Wertstoffe. Hierzu unterstützen und beteiligen sich die Unternehmen der Schwarz Gruppe an verschiedenen Projekten – beispielsweise Flussreinigungsprojekten, die verhindern sollen, dass Plastikabfall in die Ozeane gelangt.

Ergebnisse

Das Engagement der Unternehmen der Schwarz Gruppe in Richtung Zirkularität erstreckt sich nicht nur entlang des gesamten Plastikwertschöpfungskreislaufs, sondern bedient sich auch verschiedenster Maßnahmen, wie die Reduktion von Ressourcen, eine rohstoffeffizientere Umgestaltung von Produkten und Prozessen, Recycling und Vermeidung von Abfall. Als Ergebnis wurden 2022 beispielsweise 86,84 Prozent des gesamten Abfalls der Unternehmen der Schwarz Gruppe recycelt, wiederverwendet, vergärt oder kompostiert. (3) Dank der REset-Plastic-Strategie bestehen laut Unternehmensangaben seit 2021 alle von der Schwarz Produktion hergestellten PET-Einwegpfandflaschen der Lidl- und Kaufland-Eigenmarken in Deutschland zu 100 Prozent aus recyceltem Plastik (rPET) (ausgenommen Deckel und Etikett). (4)

Gruppeneigene Recyclinganlagen und Abfüllwerke ermöglichen eine stark verbesserte Recyclingquote. Im Geschäftsjahr 2022 wurden durchschnittlich 17 Prozent Rezyklat bei den Eigenmarkenverpackungen verwendet, wobei Kaufland in Deutschland mit 34 Prozent und Lidl in Deutschland mit 27 Prozent das selbst gesteckte Ziel von 25 Prozent Rezyklat bei Eigenmarkenverpackungen bis 2025 übertroffen haben. (5) Hervorzuheben ist insbesondere der holistische Ansatz, bei dem die Unternehmen der Schwarz Gruppe über verschiedenen Unternehmensparten und Länder hinweg zusammenarbeitet, um zirkuläre Prozesse voranzubringen.

Quellen und weiterführende Informationen

(1) Europäischer Rechnungshof. (2023). Sonderbericht Kreislaufwirtschaft: Langsame Umsetzung in den Mitgliedstaaten trotz EU-Maßnahmen. Special report 17/2023: Circular economy (europa.eu
(2) Neben der ökonomischen Effizienz lassen sich auch positive Nebeneffekte im Klimamanagement im Transport festhalten, durch verminderte THG-Emissionen der Logistik aufgrund des Transports in Regranulatform und als Rohlinge und der verkürzten Wege.
(3) Fortschrittsbericht Geschäftsjahr 2022 der Unternehmen der Schwarz Gruppe
(4) Dennoch merkte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Datengrundlage und Werbekampagne der „Kreislaufflasche“ bei Lidl an, insbesondere da diese als ökologisch freundlicher als Mehrwegflaschen darstellt wurde und der Materialschwund von 2-5% bei den Recyclingprozessen nicht transparent genug kommuniziert wurde. Siehe: 230426_PM_Lidl_Kreislaufflasche_FINAL.pdf (promehrweg.de)
(5) Schwarz Gruppe: Update zum Rezyklat-Einsatz bei Lidl und Kaufland, August 2022

 

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