Siemens AG

CO2-Kalkulation und Klimaschutz in der Lieferkette der Siemens AG

Case Study
Titel
CO2-Kalkulation und Klimaschutz in der Lieferkette der Siemens AG
Unternehmen & Organisation
Siemens AG
Kategorie
Unternehmen
Themenbereich
Umwelt (Environment), Lieferkette
Anvisierte SDGs
12, 13
Jahr
2022
Viele Unternehmen verursachen die größten CO2-Emissionen in ihrer Lieferkette. Diese Emissionen zu identifizieren und zu reduzieren ist äußerst komplex und erfordert einen engen Austausch mit den Lieferanten. Wie man seine Lieferunternehmen bei der Datenerhebung einbeziehen und sie zu Reduktionsmaßnahmen anregen kann, zeigt das Beispiel der Siemens AG.

Ausgangssituation

Siemens hat sich zum Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen der gesamten Lieferkette bis 2030 um 20 Prozent zu senken und will zukünftig seine Einkaufsbeziehungen danach ausrichten. Das Unternehmen bezieht seine Vorprodukte von über 60.000 Lieferanten aus aller Welt.

Zunächst verschaffte sich Siemens anhand einer Modellrechnung, die auf Zahlen von öffentlichen Datenbanken und Statistiken wie die der OECD oder der Weltbank basiert, einen Überblick über den CO2-Fußabdruck der vorgelagerten Produkte und Services. Schätzwerte und Überschlagsrechnungen reichen jedoch in der Regel nicht aus, um konkrete Ziele gegenüber Lieferanten formulieren zu können. Im Idealfall basieren diese auf Primärdaten.

Um solche Daten zu erhalten, trat Siemens 2018/19 mit etwa 9.000 seiner Lieferunternehmen in 93 Ländern in den direkten Dialog. Zunächst geschah dies über einen einfachen Fragebogen. Siemens machte jedoch die Erfahrung, dass der Rücklauf gering (bei nur etwa 45%) war und die Daten, die die Lieferunternehmen eingereicht hatten, nicht miteinander vergleichbar waren. Daher entschied sich das Unternehmen, die Daten systematisch über ein webbasiertes CO2-Kalkulations-Tool abzufragen. Da bereits vorhandene Tools die benötigten Daten nicht vollumfänglich abbilden konnten, entwickelte Siemens mit einer externen Agentur ein eigenes Software-Tool.

Zielsetzung und Umsetzungsansatz

Über das CO2-Kalkulations-Tool „Carbon Web Assessment“ (CWA) sammelt Siemens nicht nur die Daten zu den CO2-Emissionen der Lieferunternehmen, sondern es soll auch gleichzeitig den Lieferunternehmen Informationen über die eigenen bereits umgesetzten und weitere geplante Reduktionsmaßnahmen geben bzw. errechnen. So können die Lieferunternehmen ihren individuellen Weg zu Net-Zero-Emissionen planen und umsetzen während Siemens diese Informationen für zukünftige Einkaufsentscheidungen nutzt.

Die mit dem CWA erhobenen Daten lassen sich mit den zuvor modellierten Daten abgleichen. So zeigt sich, wo die Unternehmen im Vergleich zum Durchschnitt der Wettbewerber stehen und wo sie sich verbessern können. Dabei wird auch abgebildet, wie motiviert die Lieferunternehmen sind und welche Reduktionsziele sie sich gesetzt haben.

Das CO2-Kalkulations-Tool CWA ist über einen Zugangslink per Internet erreichbar. Dadurch können die Lieferunternehmen ihre Daten ohne größeren Aufwand selbständig in das System einpflegen. Auffällig ist die Optik des Tools. Diese ist an Computerspiele angelehnt und führt mittels Anklickens der verschiedenen Stationen durch die Bedienung des Tools.

In einem ersten Schritt wird erläutert, wie Lieferanten ihren eigenen Carbon Footprint kalkulieren können und welche Reduktionsmaßnahmen möglich sind. Hierfür stehen Lernmaterialien mit sektorspezifischen Informationen zur Verfügung. Bei Bedarf unterstützt ein Support-Team die Unternehmen, sowohl technisch als auch inhaltlich.  

In einem weiteren Schritt werden Daten über Ziele und Maßnahmen zu folgenden Bereichen erhoben: Energieeffizienz fördern, Ökostrom kaufen, Strom und Wärme vor Ort erzeugen, effiziente Prozesse anwenden, Logistikprozesse optimieren, Geschäftsreisen reduzieren, Recyclingmaterialien nutzen.

Dabei fragt das Carbon Web Assessment ab, zu welchem Grad die jeweiligen Maßnahmen bislang umgesetzt wurden, welche Maßnahmen für die nächsten zwölf Monate vorgesehen sind (short-term) und welche Maßnahmen das Unternehmen längerfristig, über die nächsten fünf Jahre, plant. Weil auch den Lieferunternehmen oftmals noch keine präzisen Zahlen über ihre Emissionen in der eigenen Lieferkette vorliegen, hat sich Siemens dazu entschieden, die verursachten Emissionen und die zukünftigen Ziele vorerst in „von-bis“-Angaben abzufragen. Diese sind durch das System vorgegeben und können aktuell per Drop-Down-Menü ausgewählt werden. Zukünftig sollen sie auch individuell per Hand und damit präzise angegeben werden können.

Da für Lieferunternehmen je nach ihrer Geschäftstätigkeit andere Emissionsquellen relevant sind, unterscheidet das System zwischen Produktion, Service, Transport, Logistik und Bauen und fragt nur zutreffende Bereiche ab.

Mit Hilfe des CO2-Kalkulations-Tool „Carbon Web Assessment“ werden die CO2 Emissionen der Lieferunternehmen gesammelt und gleichzeitig Informationen zu geplanten Reduktionsmaßnahmen errechnet.

Ergebnisse

Derzeit wurden bereits rund 10.000 Lieferanten von Siemens angeschrieben und gebeten das CO2-Kalkulations-Tool das Carbon Web Assessment zu nutzen. Aktuell läuft noch die erste Phase, in der Siemens die Emissionsdaten der Lieferunternehmen sowie die aktuellen und geplanten Maßnahmen zur Reduktion der Emissionen erhebt. Sobald die Datenerhebung abgeschlossen ist, wird die zweite Phase eingeleitet: In Zukunft möchte Siemens die Zusammenarbeit mit Lieferunternehmen von deren Anstrengungen, Emissionen einzusparen, abhängig machen. Der Konzern plant außerdem, für relevante Lieferunternehmen individuelle Reduktionsziele abzuleiten und zu vereinbaren. Zur Unterstützung stellt Siemens den Lieferunternehmen eine Guideline mit Beispielen zur CO2-Reduktion zur Verfügung. Anhand der Vorschläge können die Lieferanten mögliche Maßnahmen identifizieren, um ihre Reduktionsziele zu erreichen.

Weitere Informationen

Siemens – Carbon Reduction Suppliers: Die Vorgehensweise und eine Beschreibung des Carbon Web Assessment Tools ist in den Videos anschaulich beschrieben. Hier findet sich auch die Guideline mit Beispielen zur CO2-Reduktion.

  • Carbon Reduction @ Suppliers bei Siemens 

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