Adolf Würth GmbH

Adolf Würth GmbH: Produktdesign nach Cradle-to-Cradle-Prinzip

Case Study
Titel
Adolf Würth GmbH: Produktdesign nach Cradle-to-Cradle-Prinzip
Unternehmen & Organisation
Adolf Würth GmbH
Kategorie
Unternehmen
Themenbereich
Umwelt (Environment)
Anvisierte SDGs
8, 9, 12, 13
Jahr
2022
Die unzweckmäßige Entsorgung natürlicher Ressourcen als Abfall nach dem Ende der Lebensdauer eines Produkts hat schwerwiegende Folgen für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Im Anbetracht gravierender Umweltschäden, eines erhöhten Ressourcendrucks und strengerer Regularien, sind Unternehmen vermehrt daran interessiert, auf die Erhaltung von Materialien im Wirtschaftskreislauf zu achten. Dabei gilt es, den gesamten Lebenszyklus inklusive dessen Ende schon ab dem Design der Produkte im Blick zu haben. Das Beispiel der Adolf Würth GmbH zeigt, wie man Produktsortimente nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft gestalten und zertifizieren kann.

Ausgangssituation

Der Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) strebt Nachhaltigkeit nicht nur um der Ressourcen- und Energieeffizienz willen an, sondern berücksichtigt auch die Auswirkungen von Produktion, Handel und Verbrauch auf den Klimawandel.

Die Kreislaufwirtschaft hat das Ziel, Materialkreisläufe zu schließen und so Abfälle zu vermeiden. So entwickeln Hersteller Produkte, die für eine lange Lebensdauer ausgelegt sind, repariert und recycelt werden können und zu einem hohen Anteil aus Sekundärrohstoffen bestehen. Durch die Konzentration auf die Erhaltung von Materialien im Wirtschaftskreislauf und auf eine integrierte Abfallwirtschaft können zudem der Materialverbrauch und die Treibhausgasemissionen verringert werden.

Eine Möglichkeit, die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft im eigenen Unternehmen umzusetzen besteht darin, schon beim Designprozess den Lebenszyklus der Produkte und deren Inhaltsstoffe im Blick zu haben. Das Cradle-to-Cradle-Designprinzip (C2C) sieht eben dies vor.

Das Prinzip unterscheidet dabei zwischen biologischen und technischen Stoffkreisläufen: Biologische Stoffkreisläufe beziehen sich auf Verbrauchsgüter, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Bei technischen Stoffkreisläufen geht es um Gebrauchsgüter, die wieder in ihre Ausgangsstoffe zerlegt werden können. Wichtiger Bestandteil des Designprinzips der Kreislaufwirtschaft ist es, „Downcycling“ zu vermeiden. Das heißt, dass die wiedergewonnenen Stoffe, die am Ende des Lebenszyklus stehen, mindestens genauso viel wert sein sollen wie die Ausgangsstoffe. So können sie gleichwertig (oder besser) weiter- und wiederverwendet werden.

Die Kreislaufwirtschaft in der Bauwirtschaft gewinnt insbesondere im Rahmen des EU Green Deals zunehmend an Bedeutung. Als Global Player mit 83 000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von 17 Mrd. Euro Umsatz, hat Würth eine Lösung für ein Montagesystem geschaffen, dass v.a. in der Baubranche eingesetzt wird.

Zielsetzung & Umsetzungsansatz

Würth stellt Befestigungs- und Montageprodukte her und hat das Ziel, bis 2030 die Zirkularität in den Großteil der Herstellung zu implementieren. Die Produkte nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft zu gestalten und zu zertifizieren, ist dabei ein zentraler Schritt, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Mittlerweile hat Würth bereits zwei Produktsortimente nach dem C2C-Certified-Standard der NGO Cradle-to-Cradle zertifiziert. Das Zertifikat erhalten nur Produkte, die nahezu vollständig wiederverwertet werden können. Die Bewertungskriterien umfassen verschiedene Produktkategorien die von der Unbedenklichkeit der Inhaltsstoffe über die biologische und technische Kreislauffähigkeit bis hin zur Einhaltung sozialer Standards.

So müssen die Produktdesigner beispielswiese bei der Planung und Entwicklung der Schnellmontagesystem eine möglichst einfache Demontierbarkeit der Bestandteile mitdenken. Durch eine einfache Produktzusammensetzung (v.a. Stahl) wird neben der chemischen Unbedenklichkeit auf die Materialeffektivität und Langlebigkeit geachtet. Das System ist so konzipiert, dass es nach dem erwarteten Nutzungszeitraum von 20 bis 25 Jahren wieder demontiert und in seine einzelnen Bauteile zerlegt werden kann. Schlüssel ist hierbei die Möglichkeit, die Materialien ohne Qualitätsverlust wiederaufzubereiten und erneut zu nutzen (im Falle des VARIFIX-Systems insg. 82% recyclingfähig). Um dies in der Realität zu garantieren, ist die Etablierung einer konkreten Demontage- und Rücknahmelogistik notwendig – diese befindet sich zum Zeitpunkt der Erstellung der Fallstudie in der Vorbereitung.

Seit 2021 erfüllen zudem die meisten Module des ORSY-Regalsystems, das zur Lagerung für Kleinteile und Verbrauchsmaterialien verwendet werden kann, den C2C Certified Standard. Zum Einsatz kommen zusätzlich nachwachsende Rohstoffe oder Recyclingmaterialien. Maßnahmen gehen über das Produkt hinaus und umfassen beispielsweise, dass Sichtfenster aus Kunststoff bei den Verpackungen aus Karton entfernt wurden.

Hervorzuheben ist außerdem, dass alle Lieferanten entlang der Lieferkette für ORSY während des C2C-Zertifizierungsprozesses geprüft wurden und so bewertet wurden, dass sie die notwendigen Standards für die Produktzertifizierung erfüllen.

Ergebnisse

Die zertifizierten Produktlinien der Adolf Würth GmbH, sind so konzipiert, dass es nach ihrer Nutzung in sortenreine Ausgangsstoffe zerlegt und für eine neue Nutzungsphase wiederaufbereitet werden können. Dabei wird darauf geachtet, dass die Inhaltsstoffe chemisch unbedenklich und kreislauffähig sind. Durch den Erhalt von Materialien im System wird neben dem Materialverbrauch auch die Treibhausgasemissionen verringert: So entstehen, laut Würth und den C2C-Zertifizierern, durch die Nutzung des Schnellmontagesystems auf Basis des Kreislaufprinzips rund 60-65% weniger CO2e-Emissionen im Vergleich zu vergleichbaren Systemen. Die Adolf Würth GmbH wendet das Designprinzip der Kreislaufwirtschaft im Rahmen einer C2C-Zertifizierung bisher für zwei Produktlinien an.

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