Freudenberg-Gruppe

Positiver Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz mit Hilfe eines ökologischen Handabdrucks

Case Study
Titel
Positiver Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz mit Hilfe eines ökologischen Handabdrucks
Unternehmen & Organisation
Freudenberg-Gruppe
Kategorie
Unternehmen
Themenbereich
Umwelt (Environment)
Anvisierte SDGs
12, 13
Jahr
2023
Die Freudenberg-Gruppe nutzt den Ansatz eines ökologischen Handabdrucks, um den positiven Beitrag zu den Umwelt- und Klimaschutzanstrengungen sichtbar und messbarer zu machen. Die Reduktion im Ressourcenverbrauch und bei CO2-Emissionen, die mithilfe technischer Innovationen möglich geworden sind, werden klar formuliert und dokumentiert. Im Nachhaltigkeitskonzept des Weinheimer Mischkonzerns wird der ökologische Handabdruck als ein integraler Bestandteil der Produktentwicklung und der Strategie sowohl im Endkundengeschäft als auch im B2B-Bereich eingesetzt. Es gilt den Handabdruck jedes einzelnen Produkts stets zu maximieren.

Ausgangssituation

Trotz Zuspitzung von Umwelt- und Klimakrise ist nach Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA) der globale Kohlendioxidausstoß im Jahr 2021 um 6% auf den historischen Rekord von 36,3 Mrd. Tonnen gestiegen. Und dies trotz Aufweckrufen und Apellen, die Anstrengungen zur Reduktion von Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Es gibt aber auch Ansätze, durch motivierende Signale Umweltziele zu erreichen. Ein Beispiel für eine positive Betrachtungsweise der Umweltherausforderungen ist der ökologische Handabdruck (engl. Handprint).

Die Ursprungsidee des Handprints geht zurück auf das Center for Environment Education, welches das wissenschaftliche Konzept auf der 4. internationalen Konferenz der UNESCO zur Umwelterziehung in Ahmedabad (2007) vorstellte. Ziel war es, über den Handprint-Ansatz ein positives Signal zu senden, und eine bewusste Verschiebung des Narratives bezüglich der Klimakrise vorzunehmen: Der Fokus soll auf Erfolgserlebnisse sowie die Kreativität bei der Suche nach Lösungen gelegt werden. Beim weitaus bekannteren ökologischen Fußabdruck (Footprint) gilt „weniger ist mehr“, für den Handprint gilt hingegen „je größer desto besser“. Denn, während der Footprint den Ressourcenverbrauch mit entsprechenden Umweltauswirkungen angibt z.B. den CO2e-Ausstoß, erfasst der Handprint die Einsparungen und positive Effekte, die durch Produkte oder Verfahren möglich werden.

Das Konzept des Handprints ist auch in den Unternehmenskontext eingezogen – so beispielsweise bei der Freudenberg-Gruppe. Die Idee hinter der Anwendung des Handprints bei Freudenberg ist es, Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die es ihren Kunden und Kundinnen ermöglichen, ihren Ressourcenverbrauch zu verringern.

Zielsetzung & Umsetzungsansatz

Die Freudenberg-Gruppe ist ein global agierendes Technologieunternehmen mit Stammsitz im baden-württembergischen Weinheim. Sie bietet Produkte, Services und Lösungen für rund 40 Marktsegmente; von der Automobilindustrie über den Maschinenbau bis hin zur Spezialchemie an. Als Mischkonzern ist Freudenberg neben dem Geschäft mit bekannten Verbrauchermarken, wie z.B. Vileda, schwerpunktmäßig im B2B-Bereich aktiv.

Nachhaltigkeit hat bei Freudenberg zwei Dimensionen und ist strategisch verankert: Zum einen geht es darum, wie das Unternehmen eigene Prozesse gestaltet und Anlagen nutzt, um bspw. Emissionen zu vermeiden (Footprint). Zum anderen bietet Freudenberg über alle Geschäftsbereiche hinweg Produkte und Lösungen, die es den Kunden erlauben, effizienter und nachhaltiger zu fertigen oder ihre Produkte ressourceneffizienter zu machen (Handprint). Der Handprint verdeutlicht insofern die Verbesserungen durch ein Produkt in Bezug auf die Nachhaltigkeit selbst wie z.B. die Verringerung des Materialverbrauchs, dessen Wiederverwertbarkeit, etc.

Sowohl beim Hand- wie auch Footprint werden bei Freudenberg Daten in fünf Bereichen erfasst: Materialien, Abfall, Energie, Emissionen und Wasser. Diese Themenfelder wurden ausgewählt, weil sie nach Unternehmensangaben die größte Relevanz für die Gruppe als Ganzes haben. Nichtsdestotrotz haben nicht alle Themen für alle Geschäftsgruppen die gleiche Bedeutung: Wasser zum Beispiel wird in manchen Geschäftsgruppen kaum verwendet, in anderen dagegen spielt es eine zentrale Rolle. Auch bei Materialien ist das Bild nicht einheitlich. Manche lassen sich recyceln, andere wie Kautschuk oder Gummi nicht.

Der Konzern bezeichnet den Handprint-Ansatz als einen wichtigen und integralen Bestandteil der Produktentwicklung. Der positive Gedanke des Handprints zieht sich dabei durch alle Verbesserungsprozesse der Freudenberg-Gruppe als roter Faden durch. Konkrete Praxisbeispiele für Handprint-Produkte oder -Prozesse werden im jährlichen Geschäftsbericht des Konzerns vorgestellt.

Während jedoch der ökologische Fußabdruck zumeist aufgrund standardisierter Verfahren eine Vergleichbarkeit gewährleistet, ist dies beim ökologischen Handabdruck nicht immer gegeben. So erfolgt der CO2e-Fussabdruck üblicherweise in den Kategorien des Greenhouse-Gas Protokolls und es gibt eine gruppenübergreifende Bilanzierung in definierten Kennzahlen (KPIs). Beim Handprint hingegen machen alle Freudenberg-Geschäftsgruppen eigene Berechnungen und in ausgewählten Fällen auch Life-Cycle-Analysen für bestimmte Produkte oder Produktgruppen, um CO2-Einsparpotential zu erkennen. Aber auch in den anderen Themenfeldern der Nachhaltigkeit erfolgt die Berechnung des ökologischen Vorteils auf hauseigene Kalkulationen und auf Ebene der Teilgesellschaften.

Der Mehrwert des Handprints zeigt sich sowohl in einzelnen Zielsetzungen als auch als Kommunikationsinstrument. Selbst unter der vom Weltklimarat (IPCC) gezeichneten Szenarien zur Erreichung des 1,5ºC-Ziels der Pariser Konferenz ist der Einsatz von klimafreundlichen Technologien Wesensbestandteil. Zwei Beispiele veranschaulichen die Einsatzmöglichkeiten des Handprints:

Methan hat die 28-fache THG-Wirkung von CO2 und auf der COP26 wurde zugesagt, den Methan-Ausstoß bis zum Jahr 2030 weltweit um 30% zu verringern. Freudenberg will explizit mit Hilfe der Gleitringdichtung „CobaDGS“ zu dieser Reduktion beitragen und die Emission von Methangas aus Pipelinekompressoren auf nahezu null reduzieren. Nach Berechnungen von Freudenberg könnte der Einsatz dieser (statt herkömmlicher) Dichtungen bei belieferten Pipelinekompressoren künftig jedes Jahr ca. zehn Millionen Tonnen CO2e-Emissionen beim Transport von Erdgas einsparen. Insofern will Freudenberg eigene Kompressorendichtungen sowie seiner Kunden schrittweise bis 2040 vollständig austauschen.

Das technische Textil Evolon besteht aus synthetischen Endlosfäden ohne chemische Binde- und Lösungsmittel und ermöglicht ein Textil mit einer dichten und kompakten Faserstruktur. Das für die Fasern verwendete Polyester und Polyamid wird bei Freudenberg aus dem Rezyklat gebrauchter PET-Flaschen gewonnen. Heute verwertet Freudenberg nach eigenen Angaben täglich rund sieben Millionen PET-Flaschen in Polyester-Vliesstoffen und ist somit einer der größten Wiederverwerter gebrauchter PET-Flaschen in Europa. Laut Angaben des Unternehmens spart das Verfahren dadurch im Vergleich zur Verwendung von virgin PET, d.h. Neuware, rund 150 Kilotonnen CO2e pro Jahr ein.

Ergebnisse

Freudenbergs Nachhaltigkeitsstrategie setzt neben dem Footprint gezielt auf den Handprint. Die Auswahl, Umsetzung und Berechnung der jeweiligen Handprintmaßnahmen erfolgt auf Ebene der Einzelgesellschaften und soll den positiven Beitrag im Bereich der Nachhaltigkeit des Konzerns und seiner Kunden sichtbar machen. Es hat sich als ein gutes internes sowie externes Instrument bewährt, dass positive Veränderungen anstoßen und kommunizieren kann.

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