Beiersdorf

Beiersdorf: Strategische Ausrichtung und langfristige NGO-Partnerschaften erhöhen die Wirksamkeit des gesellschaftlichen Engagements

Case Study
Titel
Beiersdorf: Strategische Ausrichtung und langfristige NGO-Partnerschaften erhöhen die Wirksamkeit des gesellschaftlichen Engagements
Unternehmen & Organisation
Beiersdorf
Kategorie
Unternehmen
Themenbereich
Social
Anvisierte SDGs
5, 17
Jahr
2024
Mädchen und junge Frauen sind die Talente und Changemaker von heute und morgen. Und doch bleibt ihr Potenzial bis heute weltweit häufig ungenutzt. Auch von globalen Krisen wie der Corona-Pandemie und dem Klimawandel sind sie überproportional betroffen. Unter dem Motto „Empowering Girls“ setzt sich Beiersdorf daher für die Gleichberechtigung von Frauen und Mädchen ein. Mit den internationalen NGOs CARE und Plan International setzte das Unternehmen in neun afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern Projekte mit entsprechendem Fokus um. Gemeinsam identifizierten die Partner die wichtigsten Bedingungen für eine optimale Wirksamkeit der Projekte – die Ergebnisse sind in dieser Case Study zusammengefasst.


Ausgangssituation

Großkonzerne geben weltweit Milliardenbeträge für Projekte im Bereich Corporate-Citizenship aus – allein bei den DAX-40-Konzernen sind es insgesamt jährlich 800 Millionen Euro1. Eine streng auf Wirkung ausgerichtete Vorgehensweise wird allerdings noch nicht überall vollständig angewandt.

Beiersdorf setzt im Rahmen seiner Unternehmensstrategie „Win with Care“ einen Schwerpunkt auf den Klimaschutz sowie auf die Förderung einer inklusiveren Gesellschaft, und hierbei besonders auf die Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen. Innerhalb des eigenen Kerngeschäfts setzte sich das Unternehmen im Jahr 2021 das Ziel, bis 2025 Geschlechterparität zu erreichen. Dieses Ziel hat Beiersdorf vorzeitig erreicht. Seit Januar 2023 liegt der Frauenanteil im Vorstand bei 42,9 %, und seit September 2023 sind weltweit 50,3 % der Führungspositionen mit Frauen besetzt.

Auch außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette engagiert sich Beiersdorf für die Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen und führte von 2020 bis 2023 das „Empowering Girls“-Programm durch.

Ziele und Umsetzung

Im Rahmen des Programms setzte Beiersdorf in Kooperation mit den Partnerorganisationen CARE und Plan International Deutschland zehn Projekte in insgesamt neun Ländern in Afrika und Lateinamerika um. Diese hatten das Ziel, Mädchen und jungen Frauen einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung und adäquater Gesundheitsversorgung zu eröffnen, ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit zu steigern und den Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt zu erhöhen.  Nach erfolgreicher Umsetzung der Projekte führte Beiersdorf zudem eine umfassende Evaluierung des „Empowering Girls“-Programms durch, um beispielhaft die folgende Frage zu klären: Wie erhöht man systematisch und evidenzbasiert die Wirksamkeit gesellschaftlichen Engagements?

Um Glaubwürdigkeit, Transparenz, konstruktive Erkenntnisse und Lernerfahrungen sicherzustellen, wurde eine externe Impact-Beratung mit der Evaluierung des Programms beauftragt. Die ausführenden NGOs, CARE und Plan International Deutschland, nahmen aktiv an der Evaluierung teil: Gemeinsam wurden Evaluationsfragen besprochen, Theories of Change überprüft und Erkenntnisse reflektiert. Zudem wurden alle Wirkberichte der Projekte untersucht und Gespräche mit zahlreichen beteiligten lokalen Akteur*innen geführt.

Ergebnisse

Als zentrales Ergebnis der Evaluierung zeigte sich: Die Programmziele konnten erreicht werden. Die durch die Corona-Pandemie verstärkte Benachteiligung von Mädchen und jungen Frauen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und wirtschaftliche Unabhängigkeit wurde wirksam reduziert. Beim Thema geschlechtsspezifische Gewalt ist die Situation herausfordernder – tief verankerte sozio-kulturelle Normen lassen sich innerhalb von zwei Jahren zwar angehen, jedoch ist der Zeitraum zu kurz, um sie signifikant zu verändern. Die Projektergebnisse deuten jedoch auf positive Veränderungen hin, die durch fortgesetzte Aktivitäten noch verbessert werden können.

Zur Erreichung der Ziele wurden verschiedene Maßnahmen in den Projektländern umgesetzt. Um zwei Beispiele zu nennen: In Kolumbien wurden mehr als 4.000 Mädchen und junge Frauen mit Hygieneartikeln versorgt, begleitet von Informationen und Workshops zu Themen wie Menstruationsgesundheit, Hygiene und COVID-19. In Kenia nahmen 3.472 Mädchen und Frauen an Schulungen zu Finanzwissen teil. Beim Projektabschlussinterview führten 95 % der Teilnehmerinnen ihr verbessertes Sparverhalten auf die Schulung zurück.

Insgesamt konnten über alle Länder hinweg 405.043 Menschen direkt mit Projektmaßnahmen erreicht werden. Auch zu der übergreifenden Frage „Wie erhöht man systematisch und evidenzbasiert die Wirksamkeit gesellschaftlichen Engagements?“ hat die Evaluation klare Ergebnisse hervorgebracht:

NGOs können der Schlüssel zu mehr Wirksamkeit sein. 

Sie haben die nötigen Netzwerke, kennen lokale Bedarfe und genießen das Vertrauen der Menschen vor Ort. Das macht Organisationen, die lokale Bedarfe und Akteur*innen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen, zu sinnvollen Kooperationspartnern für Unternehmen.

Gute Partnerschaften brauchen Investitionen. 

Partnerschaften sollten langfristig angelegt sein. Es gilt, Zeit und Ressourcen zu investieren, um zu einer gemeinsamen Governance-Struktur sowie geteilten Werten und Zielen zu gelangen – und so letztendlich die bestmögliche Wirkung zu erzielen.  

Die Auswahl der NGO-Partner*innen muss strategisch erfolgen.  

Das „Empowering Girls“-Programm hat gezeigt: Positive Wirkung war in kurzer Zeit möglich, weil CARE und Plan International Deutschland bereits seit Jahren in den von Beiersdorf anvisierten Themen und Ländern aktiv waren. Eine solche Zusammenarbeit lässt sich nicht kurzfristig aufbauen, sondern muss von Anfang an strategisch angelegt werden. 

Ein gemeinsames Verständnis von Wirkung ist unabdingbar. 

Als Konzern braucht Beiersdorf für sein von Wirtschaftsprüfern*innen auditiertes Reporting präzise Zahlen zu den durchgeführten Aktivitäten (Outputs) eines Programms. Für NGOs ist die Beschaffung der Zahlen in diesem spezifischen Format teilweise sehr aufwendig. Gleichzeitig geben Output-Zahlen keine Auskunft über die Wirkung (Outcome/Impact). Eine Abstimmung über die qualitativen und/oder quantitativen Elemente der Wirkungsmessung im Vorfeld ist daher von zentraler Bedeutung. 

Auch die Beendigung einer Partnerschaft will geplant sein.

Die meisten sozialen Transformationen sind komplex und langfristig. Wenn ein Konzern die Partnerschaft beenden muss, ist es sinnvoll, dies frühzeitig ankündigen, damit die NGO rechtzeitig andere Partner*innen ansprechen kann.

 

Beiersdorf plant, die Ergebnisse dieser Evaluation bei künftigen sozialen Engagements zu berücksichtigen, um die Wirksamkeit von Projekten weiter zu erhöhen. Die Meta-Evaluation hat belegt, dass der evidenzbasierte Ansatz, die an lokalen Bedarfen orientierte Durchführung sowie die Zusammenarbeit mit Experten-Organisationen zu einer langfristig positiven Wirkung auf die Gesellschaft beitragen.

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