Unternehmen bekennen sich zu ihrer menschenrechtlichen Verantwortung: Der Branchendialog Automobilindustrie geht unter dem Dach des UN GCD e.V. in die nächste Runde

Mit der Fortführung des Branchendialogs Automobilindustrie bekräftigen deutsche Unternehmen ihr Bekenntnis zu menschrechtlicher Sorgfaltspflicht in turbulenten und wirtschaftlich herausfordernden Zeiten. Ab Juli 2025 übernimmt der UN Global Compact Netzwerk Deutschland e.V. (UN GCD) die Geschäftsstelle des Branchendialogs, einem Multi-Stakeholder Forum für die Zusammenarbeit der Wirtschaft, Zivilgesellschaft und der Bundesregierung.
Seit über fünf Jahren kommen Unternehmen der deutschen Automobilbranche mit Akteuren aus Zivilgesellschaft und Regierung im Branchendialog Automobilindustrie zusammen, um zu menschenrechtlichen Herausforderungen in ihren Liefer- & Wertschöpfungsketten in den Austausch zu gehen und gemeinsam Maßnahmen durchzuführen. Bislang wurde der Dialog durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) umgesetzt. In turbulenten Zeiten und einer herausfordernden Wirtschaftslage haben sich die Mitglieder des Multi-Stakeholder Forums für die Weiterführung des Branchendialogs entschieden.
Dies zeigt, wie wichtig und hilfreich der Austausch zu gemeinsamen Herausforderungen in der Branche sowie die stakeholder-übergreifende Umsetzung von kollektiven Maßnahmen ist – und, dass soziale Nachhaltigkeit auch in Zeiten regulatorischer Unsicherheit ein Thema ist, das bleibt. Dies betont auch Dr. Alexander Löhner, Chief Corporate Responsibility Officer der Brose Gruppe: „Unabhängig von regulatorischen Vorgaben ist die Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfalt in der Lieferkette für uns zentral, um Risiken frühzeitig zu erkennen und langfristige Partnerschaften abzusichern. Der gemeinsame und vertrauensvolle Dialog mit anderen Unternehmen, Verbänden oder Gewerkschaften steht dabei für uns im Mittelpunkt.“
„Der Branchendialog ist für uns ein Synonym für „Zusammenarbeit“. Hier findet ein zielgerichtetes Arbeiten an Herausforderungen statt – auf Augenhöhe und mit großer Hebelwirkung für echte Ergebnisse“, so die Vertreter von Röchling Automotive auf die Frage, warum sich das Unternehmen für eine Fortsetzung des Branchendialogs eingesetzt habe. Auch für Daniel Patnaik, Menschenrechtsbeauftragter der AUDI AG, ist der Dialog „das Forum, um stakeholder-übergreifend, gemeinsam getragene Lösungen zu erarbeiten“. Die AUDI AG beteilige sich daran aus Überzeugung: „Die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in globalen Lieferketten zu verankern und zu verbessern ist für uns eine Frage der Haltung.“
Das UN GCD übernimmt die Koordination des Dialogs vorerst bis Ende 2027. Das Netzwerk unterstützt seine Mitglieder seit über zwei Jahrzehnten auf Basis von Zehn Prinzipien dabei, Nachhaltigkeit strategisch zu verankern und kann auf umfangreiche Erfahrung in der Umsetzung von Multi-Stakeholder Formaten zurückgreifen. „Ein starkes Zeichen für die gemeinsame Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung“, so beschreibt Thorsten Pinkepank, Vorstandsvorsitzender des UN GCD die Weiterführung des Branchendialogs unter dem Dach des UN GCD. „Wir freuen uns darauf und setzen auf das Engagement der Mitglieder im Dialog und für konkrete Maßnahmen.“
Weitere Stimmen zur Fortführung des Branchendialogs
Die am Dialog beteiligten zivilgesellschaftlichen Organisationen betonen, wie entscheidend der unternehmerische Einsatz für faire und nachhaltige Lieferketten im Rahmen des Branchendialogs Automobilindustrie ist:
„Während in der politischen Arena aktuell Rückschläge für Menschenrechte und Umweltstandards in Lieferketten unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus zu verzeichnen sind, ist es entscheidend, dass Unternehmen sich aus eigener Initiative für faire und nachhaltige Lieferketten einsetzen. Der Branchendialog Automobil bietet dafür eine Plattform, die auch die Beteiligung weiterer Stakeholder ermöglicht. Unter dem Dach des UN GCD kann dieses gemeinsame Engagement durch strategisch abgestimmte Kooperationsprojekte fortgeführt und in seiner Wirkung auch vor Ort verstärkt werden.“
- Germanwatch e.V., Südwind e.V., Transparency International Deutschland e.V., Weed e.V.
Nachdem die Koordinierung des Dialogs in den letzten fünf Jahren beim BMAS lag, wird das Bundesministerium dem Forum auch weiterhin treu bleiben und übernimmt vor diesem Hintergrund einen Sitz im Vorstand des UN GCD e.V.:
„Der Branchendialog Automobilindustrie leistet Pionierarbeit für faire Lieferketten. Nach über fünf Jahren der Zusammenarbeit unter unserer Leitung setzen die Mitglieder dieses breiten Bündnisses ihre Multi-Stakeholder-Kooperation nun selbstorganisiert fort. Das ist ein starkes Signal, dass sich der Einsatz für Menschenrechte entlang der Lieferketten auch für die Wirtschaft lohnt. Wir freuen uns, das Projekt weiter zu begleiten.“
- Lilian Tschan, Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
“Der Branchendialog Automobil ist seit nunmehr fünf Jahren ein ganz besonderes Beispiel dafür, wie sich Unternehmen gemeinsam mit Gewerkschaften, Zivilgesellschaft und Regierung für faire Lieferketten einsetzen. Umso mehr ist es zu begrüßen, dass sich gerade in der aktuellen schwierigen wirtschaftlichen Lage, Unternehmen dazu entschlossen haben, diese Allianz zukünftig selbst finanziert und unter dem Dach des UN Global Compact Deutschland fortzuführen. Ein ganz besonderes Leuchtturmprojekt ist für uns der auch vom BMZ geförderte Beschwerdemechanismus in Mexiko, der die Chance hat, die Menschenrechtssituation entlang deutscher Automobillieferketten in Mexiko entscheidend zu verbessern.”
- Bärbel Kofler, Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
„Vertrauen dort aufbauen, wo häufig Misstrauen herrscht – econsense setzt sich für die Weiterführung des Branchendialogs Automobilindustrie ein, da die Zusammenarbeit in einem Multi-Stakeholder-Setting ein gemeinsames Verständnis von Herausforderungen und Chancen schafft. Durch die Einbindung diverser Akteure schaffen wir tragfähige und idealerweise praktikable Lösungen. Aus Unternehmenssicht sehen wir den Vorteil darin, aktiv an Prozessen mitzuwirken und diese zu gestalten, statt nur auf Vorgaben zu reagieren. So schaffen wir eine breitere Akzeptanz für gemeinsame Lösungen.
- Katarin Wagner, Geschäftsführerin, econsense
„Die Fortführung des Branchendialogs Automobilindustrie im UN Global Compact Netzwerk ist für uns konsequent. Mit Blick auf das hohe Engagement unserer Branche für nachhaltige Lieferketten – wie z.B. die freiwilligen Branchenstandards für soziale und ökologische Auditierungen in der Responsible Supply Chain Initiative – bringen wir die notwendigen Sichtweisen aus der Praxis ein. Die Arbeit des Branchendialogs Automobilindustrie ist immer wieder in die Verbandsaktivität des VDAs eingeflossen. So hat der VDA beispielsweise gemeinsam mit CLEPA, dem europäischen Verband der automobilen Zulieferer, eine Handlungsempfehlung für einen standardisierten Business Partner Code of Conduct (BPCoC) entwickelt.
Für den weiteren Erfolg des Branchendialogs Automobilindustrie ist ein vertrauensvoller Rahmen entscheidend, der konsequent die Anforderungen unserer mittelständischen Automobilzulieferer reflektiert. Wir freuen uns, dass der Branchendialog im UN Global Compact Netzwerk Deutschland eine neue Heimat findet und die erfolgreiche gemeinschaftliche Arbeit dort fortgesetzt wird."
- Andreas Rade, VDA-Geschäftsführer, Politik & Gesellschaft
„Transparency International Deutschland (TID) verbindet mit dem UN Global Compact Deutschland die hohe Bedeutung von Transparenz und Compliance in der Unternehmensverantwortung. Wir teilen das Verständnis von Korruptionsprävention als Querschnittsthema zum Schutz von Menschenrechten und Umwelt und freuen uns zusammen mit anderen NRO auf eine gute Zusammenarbeit im UNGCD. Die Einhaltung von Sorgfaltspflichten, inklusive Korruptionsprävention in fairen und nachhaltigen Lieferketten ist ein Gewinn für alle Beteiligten und sollte fortbestehen, im deutschen und im EU Kontext. Der Branchendialog kann dafür ein gutes Zeichen setzen.“
- Christin Lüttich, Geschäftsführerin, Transparency International Deutschland e.V.